Dienstag, 24. Juni 2014

Am Ziel!



Am Sonntag gegen Mittag haben auch die Helfer des SWISSMAN Xtreme Triathlon’s die Ziellinie überschritten. Also rund 12 Stunden später als die letzten SWISSMAN-2014-Finisher. Auch haben wir Helfer die Ziellinie nicht von unten nach oben sondern von oben nach unten überschritten. Hinter uns liegen nicht 226 km / 5500 Hm zu Wasser, Rad und Fuss, sondern das aufgeräumte Zielgelände auf der kleinen Scheidegg.

Trotzdem ist dies für mich nochmals ein emotionaler Moment. Nun ist diese Stelle wieder einfach eine Kuppe leicht über dem der Bahnstation der kleinen Scheidegg.

Wer nicht dabei war, kann unmöglich abschätzen, wie intensiv und wie verschiedenartig verwoben die Emotionen bei jedem einzelnen der Athleten an dieser Stelle waren. Die Gesichter und strahlenden Augen der Finisher zeigten Stolz, Lachen, Tränen, Erleichterung, Leere, Begeisterung, Schmerz, Dankbarkeit, Freude, Erschöpfung, Glück, Zufriedenheit, Begeisterung, …..

Jeder und jede hat eine für mich unmögliche Leistung vollbracht. Trotzdem konnte ich als Teammember  im Hintergrund dabei sein. Es waren 3 intensive Tage, an welchen ich spannende Menschen traf, durch schönste Landschaften reiste und tolle Geschichten vernahm.

Doch nun der Reihe nach. Bereits am Donnerstag sind wir unterwegs auf die kleine Scheidegg. Zu Dritt markieren wir die Ziellinie und Achsen, legen den Standort für jede einzelne Beachflag fest, bohren die Löcher, lösen kleinere Problemchen und besprechen mit den zuvorkommenden Mitarbeitern der Jungfraubahn die Energieversorgung. Bei der Bahnfahrt nach Grindelwald zurück, winken wir Dominik, welcher an der Markierung der Laufstrecke arbeitet. Auch in Brienz legen wir die Standorte für Zelt, Balken, Beachflags fest. Der neue Standort der Wechselzone direkt am See ist ein Hit. Danach geht es zurück nach Winterthur, wo ein anderes Team die letzten Materialkontrollen vornimmt und alles auf die entsprechenden Fahrzeuge verteilt. 

Am Freitag um 06h15 treffen wir uns bei der Mietauto AG und fahren los Richtung Ascona. Dieses Mal ist jedem Fahrzeug ein fester Fahrer zu geordnet, deren Einsatzplan auf Ruhezeiten Rücksicht nimmt. Eine Lehre aus dem letzten Jahr. Wir kommen problemlos ins Tessin und können den Zeitplan unterbieten. Dort bereiten wir das Briefing vor. Dabei taucht ein erstes ernsthaftes Problem auf: Viele Akkus der Tracker sind leer und das dafür Ladegerät haben wir nicht dabei. Glücklicherweise lässt sich dies lösen. Zwar können wir einzelnen Athleten den Tracker nicht im Briefing abgeben. Doch keiner nimmt dies uns übel. Dies wird für den ganzen Anlass so sein. Kleinere und grössere Missgeschicke der Organisation werden von den Athleten trotz grosser Anspannung und Belastung sehr grosszügig hingenommen.

Bereits gegen 13h ist alles für Registration und Briefing bereit und dank dem Nachteinsatz von Rachel können wir uns mit feinen  Sandwiches, Kuchen etc. verpflegen. Zudem hat sie bereits für alle den Verpflegungssack für Samstag vorbreitet und für genügend Getränke gesorgt. Nun kommen auch die ersten Athleten und die Halle füllt sich langsam aber stetig. Ich stehe am Eingang als Julia uns darauf aufmerksam macht, dass einzelne sich an der Verpflegung der Crew bedienen. Da die Crew vermutlich ohnehin nicht alles essen wird, lasse ich es gewähren und greife erst ein, als sich einzelne an den roten Säcken vergreifen und mangels Becher ganze 1 1/2-Literflaschen wegtragen. Ich versuche möglichst viel herzugeben und nur soviel zurück zu halten, wie die Crew für die nächsten Tage wirklich benötigt.

Um 15h beginnt das Briefing mit dem SWISSMAN-Film 2013 und den wichtigsten Hinweisen. Insbesondere die Radstrecke mit normalen Strassenverkehr und vielen fahrerisch anspruchsvollen Abschnitten verlangt nach Disziplin und Vernunft der Athleten. Auch verschiedene Baustellen haben uns im Vorfeld intensiv beschäftigt und werden zusätzliche Kosten für die Verkehrsregelung verursachen. Ein schwerer Unfall könnte in dieser Phase das Ende des SWISSMAN bedeuten.

Nach Schliessung der Registration bauen wir ab, verladen das Ganze in die Transporter und verschieben uns ins Bagno Publico, wo wir alle gemeinsam auf der Terrasse essen und uns an der schönen Sicht auf den See erlauben. Für einen kurzen Moment kommt Ferienstimmung auf. Bald aber geht es mit der Arbeit weiter und bis ca. 22h30 bin ich beim Aufbau der Wechselzone dabei. In der lauen Sommernacht spaziere ich zurück zur Briefinghalle, wo wir in der Turnhalle schlafen. Eine kurze Dusche und auf die Matte. Ich schlafe sofort ein, bekomme nichts mehr mit.

Kurz vor 2h  erwache ich durch das leise Piepen eines  Handys. Nach einer Dusche und einem Kaffee bin ich erstaunlich wach. Beim Schiffseinstieg habe ich um 3h meinen ersten Task. Die Szenerie am Quai von Ascona ist irgendwie unwirklich. Zu den Nachschwärmern am Quai gesellen sich immer mehr verwegene Gestalten in Neoprenanzügen. Die Anspannung ist fast greifbar. Noch zögern viele, durch den Checkpoint zu gehen. Nochmals ein Gang zur Toilette, ein letzter Check ob alles sitzt und dabei ist, einzelen fällt es wohl schwer sich vom Supporter zu verabschieden. Zu Dritt registrieren wir die Startnummern und sorgen dafür, dass alle Athlethen ohne Tracker noch nachgerüstet werden. Die Gesichter zeigen Entschlossenheit. Alle wissen, dass Sie nicht nur eine tolle Strecke und eine sportliche Herausforderung, sondern auch Leiden, Schmerz und Erschöpfung bevorstehen.

Um 04h15 legt das Schiff ab. Wir räumen auf und gehen zurück zur Wechselzone. Dort erwartet uns eine ganz schlechte Überraschung. Statt schön den Nummern nach im Ständer angeordnet stehen die Velos überall angelehnt herum. Unsere tollen Veloständer waren zu wenig stabil und der relativ starke Wind hat einen seitlich umknicken lassen. Zum Glück ahnen die Athleten nichts davon. Wir checken jedes Rad und sorgen dafür, dass alle ohne Störung  losfahren können.

Um 05h signalisert uns eine Rakete, dass eine Glocke auf den Brisago den Start des SWISSMAN 2014 einläutet. 
Bereits vor 6h kommen die schnellsten Schwimmer aus dem Wasser und rasch füllt sich die Wechselzone. Die meisten sind ruhig und konzentriert und verlassen die Wechselzone zackig aber ohne Hektik. 
Um 7h die Mehrheit bereits weg und wir können mit dem Aufräumen beginnen. Wir verstauen alles möglichst geordnet, fahren nochmals zur Turnhalle und holen auch dort den Rest ab, bevor auch wir uns um 8h, rund ½ h früher als geplant, auf die Reise nach Grindelwald machen können. Jochen chauffiert Nelly und mich mit dem Transporter. Wir fahren auf der Autobahn bis nach Airolo und nehmen dann die Passstrasse über den Gotthard. Zu dieser Zeit sind die ersten Radfahrer bereits auf der Tremola unterwegs. Gerne würde ich auf dem Pass einen Halt machen, um die ersten Athleten zu beklatschen. Doch dies lässt unser Zeitplan nicht zu. 
Tremola (Photo Swissman)
Weiter geht es über den Furka nach Gletsch. Bei der Furkaabfahrt frage ich mich, wie es wohl den Athleten hier geht. Mich würde wohl jeder Höhenmeter schmerzen, den ich hier bei der Abfahrt hergeben muss. Zu deutlich sind die Serpentinen des Grimselpasses sichtbar. Doch die Landschaft ist einfach überwältigend. Der Aufstieg zum Grimsel ist selbst mit dem Transporter ist harte Arbeit. 
vom Furka Richtung Grimsel

Auf dem Grimsel dann eine kurze Kaffeepause. Hier oben würde ich jetzt gerne auf das Velo wechseln. Ich glaube auch für die Athleten ist das Stück nach Brienz der Dessert der Strecke. Sicher ist ab jetzt die Wechselzone Brienz greifbar. Für uns geht es ohne Halt in Brienz nach Grindelwald Grund.  


Wir kommen um 12h15 an und sind damit 15 min hinter der Marschtabelle. Dennoch bleibt uns genügend Zeit um alles Material sowie das Athletengepäck in den Extrazug zu verladen. Wir können uns sogar etwas ausruhen, bevor um 13h25 der Zug los fährt. In Alpiglen packen alle zu und laden das dort notwendige Material aus und fahren mit dem Zug weiter auf die kleine Scheidegg. Leider finden wir den Mann der Jungfraubahn nicht sofort und der Staplerfahrer steht nicht zur Verfügung. Also tragen wir die Beachflags hoch und sofort markieren den Zielkanal. Spontan bietet uns der Restaurandbesitzer vom Hotel Eigernordwand seinen Pickup an.  Eine tolle Geste.
Um 16h ist alles soweit, dass mit dem Feintuning begonnen werden kann. Ab 16h45 wird jede Athletin und jeder Athlet mit Glockengeläut und Applaus empfangen. Jeder Einlauf  ist ein spezielles Einzelereignis. Jetzt beginnen die Emotionen, welche bis spät in die Nacht hinein gehen. Etwa um 01h15 lösche ich als letzter das Licht und gehe umgehend zu Bett.

Am Sonntag um 7h treffen wir uns beim Frühstück. Die Vorbereitung der Arena für die Schlusszeremonie steht an. Wieder werden Löcher gebohrt, Beachflags sortiert und gesetzt, die Finishershirts und Supportershirts für alle Athleten vorbereitet. 

Ab 9h treffen die Athleten ein. Unzählige strahlende Gesichter. Erstaunlich wie gut sie die Mehrheit bereits erholt haben und problemlos die nächsten 2h stehend verbringen. Ich habe das Gefühl, dass ich damit mehr Mühe habe als alle andern. Meine Beine schmerzen und ich merke wieder, dass ich bis vor 3 Wochen noch mit Krücken unterwegs war.
Doch schliesslich hat jede und jeder unzählige Eindrücke zu schidern, um das Leiden zu Verarbeiten und die Freude mit den andern zu teilen. Der SWISSMAN 2014 ist Geschichte. Zum Glück hat die Geschichte eine Fortsetzung am 20.6.2015.
Ein herzlichen Wiedersehen von der ganzen Crew




 

4 Kommentare:

  1. Finde ich cool, dass du dich für die anderen einsetzt, wenn du schon nicht selber mitmachen kannst. Ehrensache!

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    1. Es war wirklich cool. Hoffe das ich wieder einmal in der Lage sein werde, die Laufstrecke ausserhalb des eigenlichen Wettkampfes aus zu porbieren.

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  2. Besten Herr Matt für den Eintrag über Mietauto AG.
    Solche Empfehlungen können wir brauchen.
    Gruss Patrick

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    1. Sehr gern geschehen. Mietauto AG war ein wichtiger Sponsor für den SWISSMAN.
      Eine weitere Zusammenarbeit wäre auch für SWISSMAN schön

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