Samstag, 20. August 2011

Gondoevent ist auch für Durchschnittsläufer

 

 http://www.fitforlife.ch/2011/08/martin-mattmueller-am-gondo-event-2011/

 

Durchschnittsläufer an Extremlauf

Martin Mattmüller bezeichnet sich selber als durchschnittlichen Marathonläufer. Weil er aber bei FIT for LIFE einen Startplatz für den Gondo-Event gewonnen hatte, fand er sich am 6. August 2011 an der Startlinie zum Doppelmarathon über 84,4 km und 4000 hm wieder. Eigentlich war ihm klar: «Ohne Bergmarathonerfahrung meldet man sich nicht einfach so an einen Ultralauf an.» Martin Mattmüller sollte seinen Mut jedoch nicht bereuen und wurde mit tollen Landschaften, netten Kontakten und vielen Emotionen belohnt.
Nach nur sechs Wochen Vorbereitungszeit stehe ich nun am Start in Gondo. Um mich herum sind Finishershirts mit Aufschriften von Rennsteig 2011, von Biel 100 km 2011 oder vom K78 (von der Vorwoche!) gleich mehrfach vertreten. Aus den Gesprächen an der Pastaparty vom Vorabend und vom Frühstück weiss ich, dass der Grossteil der Läufer/innen diesen Lauf schon mehrfach gemacht hat.

1. Tag
Vor dem Start wird in einem kurzen Briefing nochmals über die aktuellen Wetterbedingungen und die Wegmarkierungen informiert und um 8.15 Uhr geht es los. Jetzt liegen nun in den zwei Tagen 84 km und rund 4000 m Auf-/Abstieg vor mir.
Rasch bin ich im hinteren Teil des Feldes. Hier geht es relativ gemächlich zu. In langsamen lockeren Trab werden die leicht ansteigenden Stücke genommen. Treppen und steilere Stücke werden von Beginn an gehend bewältigt. Die ersten 24 km steigen von Gondo (980 m) hinauf auf den Simplonpass (2000 m) und über den 2417 m hohen Bristinenpass. Vom Gefühl her könnte ich meist gut etwas schneller laufen. Doch meine Devise heisst: Am Sonntag vor 16 Uhr wieder in Gondo ins Ziel zu laufen. Also richte ich mich nach den routinierten Läufern.
Manchmal läuft man auf einem Singeltrail, mal auf einem Fahrweg, nur selten ist Teer der Untergrund. Die regelmässigen Verpflegungs- und Sanitätsposten sind nie weiter als ca. 6 km auseinander und lassen mit Wasser, Iso, Bouillon, Cola, Gel, Linzertörtchen, Salzstängeli, Riegel, Magnesium etc. keine Wünsche offen.
Ich verpflege mich regelmässig und lasse mir dazu genügend Zeit. Nur auf dem Bristinenpass halte ich mich möglichst kurz auf. Der eisige Wind lässt mich richtig schlottern. Nach dem Pass geht es mit 600 Höhenmetern auf 5 km tüchtig runter. Nun wird es warm und schliesslich heiss. 2 km vor dem Ziel gilt es, die Saltina zu queren. In Gedenken an das Unwetter vom 14. Oktober 2000, als ein gewaltiger Erdrutsch das Dorf Gondo verschüttete und dabei 13 Menschen ihr Leben verloren, werden die Läufer nicht über die Brücke gelassen, sondern müssen den Gebirgsbach gut gesichert durch die Feuerwehr im Wasser watend durchqueren. Die letzten 2 km werden nochmals richtig hart. Der staubige sehr steile Hang gibt heisse Sommersonne brutal wider. Glücklicherweise trifft mich dieses Hindernis nicht unvorbereitet. Ein Neuling wird von der verschworenen Gondo-Läuferschar rasch erkannt und erhält gerne detaillierte Informationen über den Streckenverlauf und Schlüsselstellen.
So sitze ich bald lächelnd, umgeben von vielen strahlenden Mitläufern, beim Bier.

2. Tag
Es regnet, aber meine Beine fühlen sich gut an. Die 2000 m Auf- und Abstieg vom Vortag spüre ich in erster Linie an den Oberschenkeln. Bereits um 7 Uhr startet Martin Schmid als Schnellster vom Vortag, ein klassischer Jagdstart ist also angesagt bis um 7.30 Uhr die grosse Schar von Läufern, welche 4h30 und mehr gebraucht haben, auf die Strecke geschickt werden.
Glücklicherweise wird der Regen nicht wirklich heftig. Da die Strecke bereits nach 500 m wieder tüchtig ansteigt, kann meine Beinmuskulatur im Vorwärtsschreiten auf Betriebstemperatur gebracht werden. Auf dem Stockalperweg geht es Richtung Simplonpass.
Als ich vor zwei Tagen mit dem Postauto die Simplonstrasse hochgefahren bin, habe ich mit Bangen an das zu erwartende Leiden bei diesem Aufstieg gedacht. Dass ich am Sonntag mit so viel Genuss und Freude dieser Strecke folge, konnte ich mir nicht vorstellen. Der Weg und die Landschaft bieten so viel Abwechslung und Schönheiten, dass der Aufstieg fast von selbst erfolgt.
Auf der Simplonpasshöhe bei km 18 scheint sogar die Sonne. Die nächsten 12 km stellen so etwas wie ein vorgezogenes Dessert dar. Auf den leicht abfallenden Wegen und Trails kann die vom Aufstieg beanspruchte Muskulatur gelockert werden und ich komme mit einem Runninghigh nach Gabi.
Hier ist die Abzweigung: Für die Teilnehmer des 28 km Runs geht es durch die Gondoschlucht. Für die Teilnehmer des Doppelmarathons werden als Krönung 700 Höhenmeter geboten. Beim knapp einstündigen, sehr steilen Aufstieg und beim ebenso steilen, fast gleich lang dauernden, läuferischer sehr anspruchsvollen Abstieg, frage ich mich mehrmals wie Siegerzeiten von Martin Schmid (total 7:44) und von Lizzy Hawker (total 8:36) überhaupt möglich sind.
Doch am Gondo-Event wird jeder als Sieger gefeiert und bei der Rangverkündigung namentlich aufgerufen, um Gratulationen und ein schönes Stück Bergkäse in Empfang zu nehmen.
Mein Fazit: Dieser aussergewöhnliche Lauf bietet ein tolles Lauferlebnis, viele Kontaktmöglichkeiten zu Mitläufern und lokalen Bewohnern, tolle Landschaften, viele Emotionen und ist auch für einen durchschnittlichen Marathonläufer machbar.
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Freitag, 12. August 2011

2 Marathons = doppeltes Lächeln

Noch nie hat es nach einem Lauf so lange gedauert, bis ich wieder via Blog aktiv bin. Dass ich den Gondo Event  mit 13h45 beendet habe, haben einige bereits der Rangliste entnommen.

Für mich waren soviel Bilder, Erlebnisse, neue Kontakte, Gespräche, etc. zu verarbeiten, dass ich lange nicht wusste, wo mein Bericht anfangen soll.. Jetzt ist Vieles schon beschrieben und mit tollen Bildern festgehalten:
Joe in Marathon4you, 
Sport heute
Brigitte Wolf, technische Leiterin, Gondo Event
Läufer Hartman Stampfer


Hier deshalb nur kurzes persönliches Fazit:

Ein guter Marathon heisst für mich: Mit eine Lächeln im Ziel ankommen.

Samstagmorgen am Start war ich von vielen zuversichtlich lächelnden Läufern umgeben. Auch meine Zuversicht und mein Lächeln sind mit jedem Km grösser geworden und am 1. Abend habe nicht nur ich, sondern fast alle über beide Ohren gestrahlt.
Der leichte Regen am 2. Morgen hat die Gesichter wieder etwas durchschnittlicher werden lassen. Doch die Gewissheit ans Ziel zu kommen und die schöne Strecke haben mich schnell wieder strahlen lassen.
Zuletzt, am Sonntagmittag in Gondo haben alle aber wirklich
alle Läufer/innen
alle Helfer/innen
alle Bewohner/innen
so breit gelächelt, wie dies halt nur nach einem Doppelmarathon möglich ist!


Freitag, 5. August 2011

Anfahrt nach Gondo

Jetzt bin ich also unterwegs um zu beweisen, dass ein unterdurchschnittlicher Marathonläufer - schliesslich bin ich meist in der 2. Hälfte in der Rangliste in meiner Alterskategorie zu finden - die Strecke des Gondoevents schaffen kann. 

Die Vorbereitungszeit von 6 Wochen ist wohl etwas knapp, hat aber den Vorteil, dass bei mir nie das Gefühl aufkam, laufen zu müssen. 

Dank dem Startplatz in Gondo,  habe ein abwechslungsreiches Laufprogramm mit vielen neuen Streckenabschnitten in meinem Laufgebiet hinter mir. Ich musste neu entdecken, wie ganz anders langsame Läufe mit vielen steilen Anstiegen wirken. 
Natürlich war es motivierend, wie sich auf solch neuen Strecken rasch ein positiver Trainingseffekt einstellte. Anstiege welche ich am Anfang nicht oder nur unter grosser Anstrengung laufend bewältigen konnte, trabe ich jetzt mit guter Reserve hoch. 

Einige lange Läufe liessen mich  müde nach Hause kommen liess. Doch auch nach solchen Abendläufen war ich am nächsten Morgen dank den tiefen Lauftempi wieder frisch. 

Morgen um 08:15 ist der Start für die ersten 42 km / 2000 m Auf-/Abstieg. 

Das Wetter für Samstag verspricht mit 13°C und leichter Bewölkung für die Jahreszeit ideale Bedingungen. 

Ich schaue also zuversichtlich auf die 1. Etappe. 

Am Sonntag für die 2. Etappe sind die Wetterbedingungen härter. Sicher werde ich nass. 
Bei nassen Bedingungen habe ich besonderen Respekt vor den Streckenverhältnissen. 
Mit müden Beinen auf Wanderwegen laufen, birgt immer ein erhöhtes Risiko. 

Doch solche Überlegungen machen mich nur noch nervöser!